JAHRESBERICHT 2019/2020

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Engagement & Perspektiven

20 Jahre Hoffnung:

Schwangerschaftsberatung esperanza feiert Jubiläum

In zwei Jahrzehnten wurden im Erzbistum Köln mehr als 185 000 Menschen unterstützt.
Die Beratungsstellen waren auch in der Zeit des Corona-Lockdowns immer erreichbar.

Die katholische Schwangerschaftsberatung esperanza im Erzbistum Köln hat 2020 runden Geburtstag gefeiert. Seit 20 Jahren unterstützen inzwischen 67 Beratende an 43 Standorten Frauen und Paare während und nach einer Schwangerschaft. Hier geht’s zum Text.

Hilfe für Opfer von
Genitalbeschneidung

Genitale Beschneidungen gibt es heute noch in über 30 Ländern der Erde. Sie hinterlassen schwere Verletzungen und traumatisierte Frauen – auch in Deutschland. Ein esperanza-Modellprojekt im Erzbistum Köln möchte helfen.

Weltweit sind mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen von weiblicher Genitalbeschneidung (Female Genital Mutilation – FGM) betroffen. Sie leiden meist lebenslang unter den schweren körperlichen wie psychischen Folgen der Verstümmelung. Wie kann Betroffenen hier in Deutschland geholfen werden? Damit beschäftigt sich jetzt ein Modellprojekt der Schwangerschaftsberatung esperanza im Erzbistum Köln, das vom Kölner Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) durchgeführt wird. 


Ziel ist es, Mitarbeitende der esperanza-Schwangerschaftsberatungsstellen und anderer Einrichtungen für dieses Thema zu sensibilisieren, um später möglichst vielen Betroffenen helfen zu können. „In Köln haben wir es immer öfter mit Frauen zu tun, die von Beschwerden in der Schwangerschaft oder unter der Geburt berichtet haben, die mutmaßlich auf die Folgen einer massiven genitalen Beschneidung zurückzuführen sind“, sagt Birgit Wetter-Kürten, esperanza-Projektverantwortliche beim SkF Köln. Auffällig sei dabei: Nur wenige Frauen sprächen das Thema offensiv an. „Deshalb ist es wichtig, den Frauen gegenüber sprech- und handlungsfähig zu werden“, so Wetter-Kürten.

Das neue Projekt soll den betroffenen Frauen ein möglichst breites Hilfenetzwerk bieten: „Unser Ziel ist es, dass viele verschiedene Stellen das Thema im Blick haben“, sagt Anke Hirsch, esperanza-Referentin beim Kölner Diözesan-Caritasverband. Das können neben den klassischen Beratungsstellen etwa Gesundheits- und Jugendämter sein, aber auch Hebammen oder Einrichtungen für Geflüchtete. Außerdem soll das Projekt eine Vernetzungsstruktur zwischen verschiedenen Beratungsangeboten schaffen.

Integration durch Empowerment:

Projekt „Selbstwert ist Mehrwert“ 

Das Projekt, gefördert mit Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF), hat in den vergangenen zwei Jahren mehr als 400 Menschen an sechs Standorten „auf dem Weg zur Gesellschaft der Vielfalt“ mitgenommen. Im gemeinsamen Tun haben Teilnehmende verschiedener Nationen zueinandergefunden.

„Integration durch Empowerment“ – so das Ziel des Verbundprojektes „Selbstwert ist Mehrwert“, das von Maïté d'Anselme geleitet und koordiniert wurde. An sechs Standorten im Erzbistum hat man dieses Ziel auf unterschiedliche Weise erreicht: In Düsseldorf trafen sich Frauen zum Chorgesang, in Remscheid lag der Schwerpunkt auf dem Theaterspielen, in Leverkusen auf Kunst und Kreativem, in Langenfeld kamen die Teilnehmenden zum Kochen und in einer Laufgruppe zusammen, im Rhein-Erft-Kreis gab es kulturelle Begegnungen und kunsttherapeutische Angebote, in Bonn wurde genäht und in einer Kreativwerkstatt gearbeitet.

Mitgestalten
„Die Teilnehmenden konnten ihre Vorlieben und Fähigkeiten einbringen, Inhalte mitgestalten. Oft hatten die Mitarbeitenden anfangs eine klare Idee, was sie machen wollten, doch diese hat sich dann verselbstständigt“, sagt Maïté d'Anselme. So hat es auch Carola Pfeuffer, Mitarbeiterin beim Caritasverband Leverkusen, erlebt: „Wir haben den Rahmen geschaffen, in dem die Menschen agieren konnten. Es war weniger ein ´Hier schau mal, das haben wir jetzt für euch`, sondern mehr ein `Lasst uns mal schauen, was wir gemeinsam auf die Beine stellen können.“ So entstand viel Gemeinsamkeit unter den rund 400 Teilnehmenden aus verschiedenen Nationen, auch über die Treffen hinaus. „Wenn man sich in der Stadt begegnet ist, hat man sich unterhalten, die Kinder haben gewunken, das ist einfach Normalität geworden. Und dann haben auch die anderen Menschen gesehen: Da spricht jemand Fremdländisches mit einer Deutschen und das funktioniert“, erzählt Sabine, Teilnehmerin aus Remscheid.   


Frauen im Fokus 

Besonders im Fokus stand die Stärkung geflüchteter Frauen. Wie im Fall von Amal Ibrahim, der es auch mithilfe des Projektes gelungen ist, die schlimmen Erfahrungen von Krieg und Flucht zu überwinden. „Ich muss aktiv bleiben, um meine Fluchtgeschichte zu verarbeiten“, so das Motto der Syrerin. In Bonn war sie zunächst Leiterin der Kreativwerkstatt, inzwischen ist sie Projektmitarbeiterin. „Sie wurde zur Multiplikatorin, zur großen Vermittlerin zwischen dem Haus Mondial als Veranstalter und der Zielgruppe“, beschreibt Maïté d'Anselme dieses Empowerment im besten Sinne. „Das haben wir oft erlebt: Die regelmäßigen Treffen haben den Frauen geholfen, sie sind aus sich herausgekommen, haben aus ihrer Isolation herausgefunden, Freundschaften geschlossen und ihre Talente entwickelt“, so d'Anselme. Victoria Brodd, die beim Caritasverband Düsseldorf einen Chor im Rahmen von „Selbstwert ist Mehrwert“ geleitet hat, beschreibt den Effekt ihres Projekts so: „Singen hat einen heilenden Effekt für die Seele.“

Eigentlich sollten zum Abschluss noch einmal alle Teilnehmenden zusammenkommen und ihre Projekte vorstellen. Corona hat das unmöglich gemacht. Maïté d'Anselme ist stattdessen mit der Kamera zu den Menschen gefahren und lässt sie selbst sprechen. Herausgekommen ist ein wunderschöner kleiner Film über Integration (s. u.).

Mit Kunst in die Zukunft 

Seit November 2020 geht es im neuen Projekt „Deine.ART: Kunst und Kultur für Integration“ weiter. An fünf Standorten, in Düsseldorf, Bonn, Köln, Mettmann und im Rhein-Erft-Kreis, baut die neue Initiative auf die Erfahrung des ehemaligen Projekts auf und führt die Arbeit bis in den Herbst 2022 fort. „Wir freuen uns alle über diese positive Entwicklung“, sagt Maïté d'Anselme. 

Nähen, was das Zeug hält:
Mund-Nasen-Schutzmasken

Masken zum Schutz vor dem Coronavirus fehlten vor allem zu Beginn der Pandemie. Deshalb griffen Menschen im Erzbistum in den unterschiedlichsten Beschäftigungsbetrieben und Werkstätten selbst zur Nähmaschine.

Ran an die Nadeln: Heiß liefen die Maschinen vor allem in den bundesweiten Beschäftigungsbetrieben von EiNZIGWARE. Wo sonst Rucksäcke, Taschen und Federmäppchen aus alten Stoffen und Materialien genäht werden, standen jetzt Mund-Nasen-Schutzmasken auf dem Produktionsplan. Im Sommer 2020 hatten 23 EiNZIGWARE-Standorte bereits über 70 000 Masken angefertigt. Und die wurden dringend gebraucht: EiNZIGWARE-Mitarbeitende haben die Masken dann an Teams und Kundinnen und Kunden von sozialen Einrichtungen und Diensten kostenlos verteilt.

Aber auch an vielen anderen Orten im Erzbistum Köln lief die Maskenproduktion auf Hochtouren, so zum Beispiel bei der Caritas Wertarbeit, den verschiedenen Sozialdiensten katholischer Frauen (SkF) und Männer (SKM) sowie auch in zahlreichen Krankenhäusern.

Hilfe, absolut zur rechten Zeit – das befand Dr. Frank Johannes Hensel, Diözesan-Caritasdirektor für das Erzbistum Köln: „Wir können uns keinen Rückzug aus der Versorgung erlauben. Was wir jetzt brauchen, ist ein solidarisches Handeln. Selbst gemachte Atemschutzmasken sind systemrelevant“, so der Caritas-Chef.

„Familienförderung neu denken“ – unter diesem Motto kamen im Juni 2019 auf Einladung der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Expertinnen und Experten im Diözesan-Caritasverband zusammen, um neue Modelle der Familienförderung zu diskutieren. Es ging u. a. um die Auswirkungen der zu gering berechneten und nicht bedarfsgerechten Regelsätze, ebenso um die Anrechnung des Kindergeldes als Einkommen. Als Ergebnis dieses Workshops entstand einige Tage später ein Gastbeitrag von Dr. Frank Johannes Hensel in der Zeitschrift „Wohlfahrt Intern“. Es diskutierten

Mehr Chancengerechtigkeit durch klare Familienförderung – das fordert Dr. Hensel in seinem Gastbeitrag 

Weil alle Kinder es wert sind!

Kampf gegen Armut:
Da drückt der Schuh

Ein besonderer Tag, eine besondere Botschaft: Rund um den Welttag der Armen wird der Kölner Diözesan-Caritasverband immer noch lauter als sonst: Denn dann macht er – meist auch mit einer Aktion vor dem Kölner Dom mit Weihbischof Ansgar Puff – auf die Not der Allerärmsten aufmerksam.

2019 kämpfte das Team der Gefährdetenhilfe rund um Michaela Hofmann und Andreas Sellner für bezahlbare Brillen und „Durchblick für alle“. 2020 machte man mit der Aktion #dadrücktderschuh auf die zu geringen Regelsätze bei der Hartz-IV-Berechnung aufmerksam: „Gerade in der Corona-Krise bedeutet der Alltag mit Grundsicherung echte existenzielle Not. Deshalb fordern wir ein geändertes Berechnungssystem der Regelsätze, das die tatsächlichen Lebensbedarfe ausreichend berücksichtigt“, sagt Hofmann.

Nicht aufhören
Um nicht nur vor dem Kölner Dom, sondern auch in Berlin und bei den Regierenden gehört zu werden, macht der Diözesan-Caritasverband auch sonst viel Tamtam. So gibt es in der Regel auch eine Postkartenaktion, bei der sich jede und jeder immer beteiligen kann. „Die Postkarten flattern so regelmäßig in die zuständigen Ministerien – das ist ganz unsere Absicht. Damit tragen wir auch auf lange Sicht unsere Forderungen an die Entscheiderinnen und Entscheider heran und verstummen nicht“, erklärt Sellner. Aktuell hat der Verband in Zusammenarbeit mit der Kölner Seelsorge „Gubbio“ auch noch eine betterplace-Spendenaktion auf die Beine gestellt. Die sammelt Geld für neues Schuhwerk für Menschen ohne Obdach. „Knapp 6.000 Euro sind dafür Anfang Dezember schon zusammengekommen – das ist der Wahnsinn“, freut sich Sellner.

Alle sind dabei
Ob Schuhe, Brillen oder mehr Geld zum Leben: Für die Caritas steht hinter dem Kampf gegen Armut in der Gesellschaft in erster Linie eines: die Würde eines jeden Menschen – egal in welcher Situation sie oder er sich befindet. „Voraussetzung dafür ist die soziale Teilhabe an unserer Gesellschaft und damit am Leben. Dafür setzen wir uns ein“, sagt Hofmann.

Höhner, Caritas & Friends:
Spenden-Songs erinnern an „Zeit für Menschlichkeit“ 

Mehr als 20 prominente Musikerinnen und Musiker – u. a. die Höhner, Bernd Stelter oder Plaisier – haben in der Corona-Pandemie einen Song aufgenommen, um an Solidarität und Mitmenschlichkeit zu appellieren. 

„Wir wollen zeigen, dass uns die Quarantäne nicht voneinander trennt, sondern im Gegenteil noch mehr zusammenschweißt“, so Jens Streifling von den Höhnern, der gemeinsam mit seiner Frau Lidia (Violine) und Bruno Schrage, Referent für Caritaspastoral beim Kölner Diözesan-Caritasverband, die Idee dazu hatte. „Der Song ist ein Mutmacher gegen Einsamkeit und Sorgen – und ein Dank an die großartigen stillen Helferinnen und Helfer“, sagt Höhner-Frontman Henning Krautmacher.  


Das Feedback der Fans ist überwältigend. Weit über 700 000 Aufrufe bei Facebook, über 100 000 bei Youtube, insgesamt über 1,5 Millionen Mal abgespielt – „Zeit für Menschlichkeit“ spielte bis heute fast 30.000 Euro ein. Viel Geld, das komplett an das Kölner Lobby-Restaurant LoRe (https://bit.ly/3lGqTrh) und den Wohlfühlmorgen der Malteser (https://bit.ly/35FCRw2) in Köln geht.


Überwältigt von der großen Spendenbereitschaft sind auch Pfarrer Karl-Heinz Iffland und Bernd Mombauer vom Kölner Arbeitslosenzentrum der Diakonie (KAIz), Träger des LoRe. Andrea Ferger-Heiter, Stadtgeschäftsführerin der Kölner Malteser, und Dr. Helmut Loggen, Leiter des Malteser-Wohlfühlmorgens, denken sogar über eine Ausweitung ihres Angebots nach. Klar ist: Es soll in Zukunft eine stärkere Vernetzung beider Initiativen geben. „Die Obdachlosen brauchen uns“, so Mombauer.


Nach der Brandkatastrophe im Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos erschien im September mit „Time for Sympathy and Love“ eine englische Version des Songs. Neue Mitwirkende waren dabei z. B. Chris de Burgh und Peter Freudenthaler von der Band „Fools Garden“. Die Spendengelder aus diesem musikalischen Hilfsprojekt kommen geflüchteten Menschen zugute.

Musikerinnen und Musiker mit großem Herz für sozial benachteiligte Menschen: Genau diese Haltung wollen die Stars auch weiter zeigen: „Solidarität unter uns Menschen ist das A und O, wir müssen uns gegenseitig aushelfen – gerade in solchen schwierigen Zeiten wie heute“, sagen Jens Streifling und Henning Krautmacher von den Höhnern unisono.

An der Digitalisierung führt kein Weg mehr vorbei –
auch nicht im Arbeitsalltag des Kölner Diözesan-Caritasverbandes. 

Drei Fragen dazu an Dr. Frank Johannes Hensel. 

„Corona hat den digitalen Fortschritt beschleunigt“

Betreuungsvereine brauchen endlich gesetzliche Basis 

Im Juli 2019 wurde die Vergütung für Betreuungsvereine angepasst – zum ersten Mal nach 14 Jahren. Überfällig und doch für Betreuungsvereine immer noch nicht die endgültige Existenzsicherung. Woran das liegt und warum einige Einrichtungen aufgeben mussten, das erklärt Karen Pilatzki, Leiterin der Abteilung Behindertenhilfe, im Interview.

Frau Pilatzki, warum war die Erhöhung der Vergütung so wichtig?

Karen Pilatzki: Die Vergütung für die rechtliche Betreuung ist in einem Bundesgesetz geregelt, der Tarif wurde seit 2005 nicht angepasst. Für viele Betreuungsvereine war diese mangelhafte Finanzierung existenzbedrohend. Von den vorher 29 katholischen Betreuungsvereinen in unserem Bistum mussten zwei vor der Erhöhung aufgeben. Laut Gesetzgeber wurde die Vergütung um 17 Prozent erhöht, wir können jedoch durch den sehr speziellen Mix an Fällen, die wir betreuen, und die Querschnittsarbeit, die wir zusätzlich leisten, gerade mal eine Steigerung von neun bis elf Prozent erreichen. 


Was ist das für ein Fall-Mix, und was versteht man unter Querschnittsarbeit?

Karen Pilatzki: Im Unterschied zum Aufgabenfeld der Berufsbetreuer fußt die Arbeit der Betreuungsvereine auf zwei Standbeinen: Einerseits übernehmen unsere hauptamtlichen Mitarbeitenden selbst Betreuungen, andererseits schulen und begleiten sie Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler, die Betreuungen übernehmen. Zur Querschnittsarbeit gehören außerdem die Gewinnung von Ehrenamtlichen und deren Beratung beispielsweise beim Ausführen von Vorsorgevollmachten.

Das Vergütungssystem der Betreuungen ist nach Fallintensität aufgefächert. Bei den Betreuungsvereinen werden oft Fälle bearbeitet, die verhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nehmen und eine hohe Fachkenntnis erfordern, die aber nicht unbedingt mit hohen Fallpauschalen zu Buche schlagen. Die Betreuungsvereine haben sich durch die Sorge für die Schwächsten einen guten Ruf bei den Betreuungsbehörden erworben, sodass sie oftmals als letzte Lösungsmöglichkeit gefragt werden.

Die Querschnittsarbeit wird über das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) sowie kommunale Zuschüsse finanziert. Das MAGS hat die Zuschüsse in den letzten Jahren gesteigert, in diesem Haushalt ist eine Erhöhung auf 5,5 Mio. Euro geplant. Allerdings zahlen viele Kommunen seit vielen Jahren nichts mehr, sodass dieser Teil erst langsam wieder ausgebaut wird.


Wie steht es konkret um die Zukunft der Betreuungsvereine?  

Karen Pilatzki: Die Anpassung der Vergütung war wichtig und längst überfällig. Um die Existenz langfristig zu sichern, braucht es aber einen festen gesetzlichen Rahmen für unsere Betreuungsvereine. Den gibt es bislang nicht, aber er ist in dem Gesetzentwurf zur Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrechts  jetzt erstmals vorgesehen. Der Gesetzentwurf wurde vom Bundeskabinett bereits gebilligt und durchläuft nun das offizielle Gesetzgebungsverfahren, den Weg durch Bundestag und Bundesrat. 

70 Jahre Müttergenesungswerk:
Wo Mütter und Väter Kraft tanken 

Geschäftsstelle der KAG Müttergenesung seit 2019 in Trägerschaft des Diözesan-Caritasverbandes 

Vor 70 Jahren, im Januar 1950, gründete Elly Heuss-Knapp das Müttergenesungswerk. Der Name mag heute verstaubt klingen, die Idee dahinter ist so aktuell wie damals. Inzwischen kommen – ganz zeitgemäß – auch Väter in den Genuss der Kuren, gibt es Angebote für geflüchtete Frauen und pflegende Angehörige.


„Ob es in einer Familie licht oder dunkel ist, hängt in erster Linie von den Müttern ab. Wer einer Frau wieder zur Gesundung, zur Frische, zum Lebensmut verhilft, der bewahrt die Familie vor dem Untergang“, so Gründerin Elly Heuss-Knapp vor 70 Jahren über die Notwendigkeit von Müttergenesung. Die Ehefrau des ersten Bundespräsidenten hatte dabei die Mütter der Nachkriegszeit im Blick: körperlich erschöpft durch Kriegserfahrung, schlechte Ernährung, oft auch durch Flucht. Sie sollten sich bei einem Kuraufenthalt erholen, Kraft tanken, Lebensfreude zurückgewinnen. Da dies damals nicht von den Krankenkassen bezahlt wurde, sammelte die Stiftung Spenden. Bis heute finanzieren diese die Kur-Nebenkosten von einkommensschwachen Teilnehmenden.


„Die Situation der Frauen hat sich in den letzten 70 Jahren deutlich gewandelt, doch der Gedanke von Müttergenesung ist weiterhin gut und wichtig“, sagt Ingrid Kahlke-Effenberger, Geschäftsführerin der Katholischen Arbeitsgemeinschaft (KAG) Müttergenesung im Erzbistum Köln, deren Geschäftsstelle sich seit 1. Januar 2019 in Trägerschaft des Diözesan-Caritasverbandes für das Erzbistum Köln befindet. „Heute sind Mütter deutlich öfter berufstätig, die Frauen müssen Familie und Beruf unter einen Hut bekommen, teilweise betreuen sie zusätzlich noch pflegebedürftige Angehörige, viele, die zu uns kommen, sind alleinerziehend. Und zu alldem kommt oft noch eine hohe Erwartungshaltung der Gesellschaft, der die Frauen versuchen gerecht zu werden.“


Nachhaltige Beratung

Im Erzbistum Köln informieren Mitarbeitende in 30 Beratungsstellen über die Kurangebote. „Die Kurberatung ist bei den Ortsverbänden angedockt, das ist gut, denn so ist sie auch ein Eingangstor für weitergehende Hilfe über die Maßnahme hinaus, beispielsweise bei Erziehungsfragen, Trennungsproblemen oder Schulden, das ist nachhaltig und hat eine präventive Wirkung“, so Ingrid Kahlke-Effenberger. Inzwischen werden immer häufiger auch pflegende Angehörige in Kuren vermittelt, und auch Väter nehmen diese besondere Form der Auszeit wahr.


Atempause für Geflüchtete

Ein besonderes Angebot, das es seit drei Jahren im Caritas-Haus Feldberg gibt, setzt dort an, wo einst schon Elly Heuss-Knapp Handlungsbedarf sah, bei Frauen mit Fluchterfahrung. Mit Unterstützung einer syrischen Ärztin wird dort mehrmals im Jahr eine Kur für arabischstämmige Frauen angeboten. „Es ist wichtig, dass die Frauen Erfahrungen wie Flucht oder andere Traumata in ihrer Muttersprache besprechen und aufarbeiten können“, sagt Ingrid Kahlke-Effenberger. Für viele geht es außerdem darum, ohne Stress verschiedene Kulturen zu vereinen und die eigene Kultur in den neuen Alltag einzubringen, dazu gehört oft auch, ein neues Frauen- und Familienbild zu entwickeln. „Viele geflüchtete Frauen erleben hier, dass sie ihre Männer plötzlich überholen, die Sprache schneller lernen, sich über die Kinder schneller integrieren, das kann zu Spannungen führen, da ist Diplomatie gefragt, um diese zu lösen.“


Blick in eine unsichere Zukunft

Einen Perspektivwechsel wagen, neue Impulse sammeln, etwas mitnehmen für den Alltag, dafür steht Müttergenesung, das ist heute so aktuell wie 1950. Eine 70-jährige Erfolgsgeschichte – und eigentlich ein Grund zum Feiern, doch Corona hat die Pläne für große Festlichkeiten durchkreuzt. Und auch sonst sorgt die Pandemie für Probleme, Häuser mussten während des ersten Lockdowns zeitweise schließen, Hygienekonzepte sorgen dafür, dass sie derzeit nicht voll belegt werden können. Ingrid Kahlke-Effenberger hofft nun, dass der Schutzschirm für die Kur-Einrichtungen weiter aufgespannt bleibt.

„Wir waren nicht bereit, Kürzungen zu akzeptieren“

Dank einer engagierten Strategie konnte die unabhängige Beratung für arbeitslose und prekär beschäftigte Menschen gesichert werden.

Drei Fragen dazu an Andrea Raab, Bereich Soziale Integration

Gott spielt immer mit:
Neue Impulse im Kita-Alltag

Katholische Kitas sind Orte religiöser Bildung und Erziehung. Doch wie kann diese Aufgabe im Alltag mit Leben gefüllt werden? Wie kann mehr Raum für Begegnungen mit dem Glauben geschaffen werden? Im religionspädagogische Projekt „Gott spielt immer mit“ hatten Kita-Teams Gelegenheit, diesen Fragen nachzugehen.

Eineinhalb Jahre lang, zwischen 2017 und 2019, haben sich Mitarbeitende in sieben Kitas im Erzbistum Köln im Projekt „Gott spielt immer mit“ religionspädagogisch begleiten und anleiten lassen. Sie haben sich auf den Weg gemacht, ein Grundverständnis von Glaube, Religion und Religionspädagogik zu entwickeln und sich ihrer gemeinsamen Verantwortung als Team dafür bewusst zu werden. Sie wurden für religiöse Spuren im Alltag sensibilisiert und zu selbstständigem pädagogischen Handeln auf diesem Gebiet ermutigt, um die religiöse Sozialisation der Kinder zu begleiten. 


Bereichernde Glaubenserfahrung

Unterstützung bekamen sie von erfahrenen Referentinnen und Referenten des Diözesan-Caritasverbandes, die Projektleitung lag bei Jürgen Weinz, Referent für Religionspädagogik und Theologie in der Abteilung Kindertageseinrichtungen. Weinz zieht nach der ersten Runde eine sehr positive Bilanz: „Die Mitarbeitenden waren sehr offen und bereit, ihren eigenen Glauben in die Gespräche einzubringen. Sie haben entdeckt, dass die Beschäftigung mit religiösen Themen Freude machen kann. Und diese neu entdeckte Glaubenserfahrung haben sie als sehr bereichernd für alle anderen Bildungsthemen und auch für den Alltag erlebt“, so Jürgen Weinz. Einig seien sich die Teilnehmenden auch darin gewesen, dass das neu erprobte Weiterbildungsformat sehr viel bewirkt habe.


Mit Kindern philosophieren

Pfarrer Michael Hoßdorf, der das Projekt in Wachtberg als pastoraler Ansprechpartner begleitet hat, berichtete in einem Interview mit dem Domradio über die spannende Aufgabe. Der Kern besteht für ihn darin, die Erzieherinnen und Erzieher dafür zu sensibilisieren, Fragen von Kindern zu Glauben, Gott oder auch zum Tod aufzunehmen. „Man kann mit Kindern philosophieren“, so Hoßdorf. „Das ist etwas Wunderschönes aber etwas, das die meisten im Alltag verloren haben. Ein Kind kommt mit einer Frage und bekommt eine direkte Antwort.“ Die Geschichten aus der Bibel seien ein weiterer Ausgangspunkt, mit den Kindern in einen religiösen Dialog einzutreten. 


Flexibel und alltagstauglich

Auch organisatorisch ist das Konzept aufgegangen. „Das Projekt hat sich als sehr teambildend und sehr alltagstauglich erwiesen“, so Jürgen Weinz. Kompatibel im Kita-Alltag ist „Gott spielt immer mit“ vor allem deswegen, weil die Referentinnen und Referenten vor Ort in der Kita mit dem jeweiligen Team arbeiten. „Das macht dieses Format sehr flexibel. Die Fortbildung kann auch stattfinden, wenn die Personalsituation in der Einrichtung angespannt ist.“ So soll es auch weitergehen, sobald die Corona-Situation Präsenzveranstaltungen in der Fort- und Weiterbildung wieder zulässt. Interessierte Kitas können schon sich schon jetzt an Jürgen Weinz wenden.

Hilfe bei der Kontaktpflege

Wege ins digitale Ehrenamt

Mit dem Projekt „Kontakt halten“ hat die youngcaritas im ersten Corona-Lockdown Menschen in Alten- und Pflegeeinrichtungen digitale Starthilfe gegeben. Ehrenamtliche haben Bewohnerinnen und Bewohner in der Videotelefonie unterstützt, um virtuelle Begegnungen mit den Angehörigen zu ermöglichen.

Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr viele Projekte gestoppt. Es gab aber auch solche, die durch die außergewöhnliche Situation enorm beschleunigt wurden, wie die Initiative „Ehrenamt plötzlich digital“ von youngcaritas und der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft Ehrenamt.

Das Wiedersehen mit den Lieben draußen war nur einen Mausklick entfernt oder einen Fingertipp auf dem Smartphone – und doch für manch älteren Menschen unerreichbar, weil die Kenntnis über nötige Software und deren Bedienung fehlte. Diese Erfahrung haben viele Mitarbeitende in Alten- und Pflegeheimen in der Zeit des ersten Corona-Lockdowns gemacht. Besucherinnen und Besucher durften nicht mehr in die Einrichtungen, doch den Bewohnerinnen und Bewohnern, oft auch den Angehörigen und Pflegekräften fehlte es am nötigen Know-how, um digitale Wege zu nutzen. „Die Abteilung Altenhilfe ist auf uns zugekommen, und wir haben überlegt, wie wir helfen können“, sagt Elena Klein, seit Februar verantwortlich für youngcaritas im Erzbistum Köln.


Hilfe innerhalb von drei Tagen

Über Aufrufe in der Presse und in Social-Media-Kanälen fanden sich Freiwillige, die bereit waren, auf dem Weg in die digitale Kommunikationswelt zu helfen. „Studierende waren darunter, aber auch eine angehende Grundschullehrerin oder IT-Profis“, so Elena Klein. So war schnell ein Pool von Freiwilligen gefunden. Die Hilfesuchenden zu erreichen und über die Aktion zu informieren, war da schon ein bisschen schwieriger. „Wir sind über die Seniorennetzwerke gegangen und haben Plakate an den Türen der Einrichtungen aufhängen lassen“, berichtet Elena Klein. Der Kontakt läuft über eine gemeinsame E-Mail-Adresse, über die sowohl Hilfesuchende als auch Helfende Kontakt aufnehmen können. Elena Klein bringt beide Parteien zusammen: „Uns ist es wichtig, dass den Teilnehmenden schnell geholfen wird – innerhalb von drei Werktagen, so unser Ziel.“ Da muss sie dann schon mal ein wenig herumfragen, wer kurzfristig verfügbar ist. Räumliche Nähe ist dabei unwichtig, die Unterstützung läuft telefonisch oder auch mal per Fernzuschaltung auf den Computer der Hilfesuchenden.


Flexibel

„Eine ältere Dame hat den Erfolg des Projekts gut zusammengefasst. Sie sagte: ‚Um mit Boris Becker zu sprechen: Ich bin drin. Ich kann jetzt skypen‘“, erzählt Elena Klein. „Kontakt halten“ soll in der Zukunft weiterentwickelt und an neue Erfordernisse angepasst werden. „Es geht um digitale Teilhabe. Mit gut etablierten Strukturen kann man das auch auf Gruppen ausweiten, die digital abgehängt sind. So gab es schon die Anfrage einer Klasse von Geflüchteten, die ebenfalls Unterstützung bei der digitalen Kommunikation brauchten.“

„Ehrenamt plötzlich digital“, schon der Name transportiert durch den Zusatz „plötzlich“ ein gewisses Erstaunen: Ehrenamt, das ist doch eigentlich etwas ganz Analoges, Menschen helfen sich gegenseitig. Aber warum dafür in einer digitaler werdenden Welt nicht auch digitale Wege nutzen? Ein Fachtag zum Thema sollte im Herbst 2020 stattfinden, so die Pläne Anfang des Jahres. „Da wussten wir noch nicht, dass es das Thema der Stunde werden würde“, sagt Elena Klein von youngcaritas. Mit Beginn der Corona-Einschränkungen bekam das Projekt eine eigene Dynamik. Aus „Ehrenamt plötzlich digital“ wurde eine regelmäßige Online-Sprechstunde, bei der hauptamtlich Mitarbeitende und ehrenamtlich Engagierte in technischen und inhaltlichen Fragen rund um die digitale Kommunikation geschult wurden.


Berührungsängste abbauen

Alle zwei bis drei Wochen wird seither in einem einstündigen Angebot Wissen rund um den digitalen Austausch vermittelt. Manche Inhalte präsentiert Elena Klein selbst, für andere zieht sie externe Dozentinnen und Dozenten hinzu. Da geht es etwa um technische Voraussetzungen für Videokonferenzen oder darum, diese mit Leben zu füllen, um Online-Moderation und Konferenzleitung. Weitere Themen sind der Einsatz von Messenger-Diensten, die Nutzung von Tools zur Terminfindung, Fragen rund um Datenschutz und Verschlüsselung. Die digitale Sprechstunde liefert das Handwerkszeug, die Basis für virtuelles Engagement. „Wir haben vor allem bei älteren Teilnehmenden häufig eine Scheu gespürt, digitale Hilfsmittel einzusetzen. Eine Angst, etwas falsch oder gar kaputt zu machen. Diese Vorbehalte wollen wir mit unserem Angebot ausräumen. Wir wollen Mut machen, neue Wege zu gehen“, sagt Elena Klein. Viele ältere Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler besuchen inzwischen regelmäßig die Sprechstunde.


Digitale Märchenstunde

Ein Beispiel dafür, was man mit dem Einsatz virtueller Medien erreichen kann, ist die „digitale Märchenstunde“ des Lotsenpunktes in Remscheid. Da der Märchenstammtisch für Erwachsene im gewohnten Rahmen nicht mehr stattfinden konnte, wurde er kurzerhand in einen digitalen Raum verlagert. Was als vorübergehendes Angebot im ersten Lockdown gedacht war, wurde schließlich bis in den Dezember verlängert. Denn ist die Infrastruktur erst geschaffen, lassen sich die Angebote im Bedarfsfall problemlos einsetzen. Das gilt auch für „Ehrenamt plötzlich digital“ an sich. „Der Bedarf ist da, und wir werden die digitalen Schulungen weiter anbieten“, sagt Elena Klein. Die Relevanz des Themas sei ungebrochen: „Wenn wir träumen könnten, würden wir uns wünschen, jemanden durchs Bistum schicken zu können, der überall vor Ort schult.“

Starke Partner in der Jobintegration

Mit gleich zwei Projekten setzt sich die „Aktion Neue Nachbarn“ für die Jobintegration geflüchteter Menschen ein. Das Jobpatenschaftsprojekt „Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz“ ist 2019 in die Verlängerung gegangen. „SinA – Stark in Arbeit und Ausbildung“ setzt auf die gezielte Beratung in den Arbeitslosenzentren vor Ort.

„Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz“: 450 Job-Patenschaften helfen Geflüchteten

Das Prinzip hat sich bewährt: Seit 2016 finden in „Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz“ Geflüchtete auf Jobsuche und Ehrenamtliche zusammen. Rund 450 Jobpatenschaften konnten so bereits vermittelt werden. Die Mentorinnen und Mentoren helfen ihren Mentees dabei, Deutsch zu lernen, Abschlüsse anerkennen zu lassen, unterstützen bei der Jobsuche und bei Fragen im Arbeitsalltag. Dem Job-Tandem zur Seite steht eine hauptamtliche Mitarbeiterin oder ein hauptamtlicher Mitarbeiter. Viele Erfolgsgeschichten hat das Projekt schon hervorgebracht, und es ist darum bis 2021 verlängert worden.


Mit Gemeinsamkeiten zum Erfolg

Der Fokus liegt jetzt auf der Arbeitsmarktintegration geflüchteter Frauen und der Vermittlung von Peer-Tandems: Paare mit gleichem Hintergrund, gleicher Bildung oder aus dem gleichen Berufsfeld. Eine oder ein Mentee, die oder der einen Beruf in der Pflege anstrebt, bekommt Unterstützung von einer Mentorin oder einem Mentor, die oder der selbst in der Pflege tätig ist; eine oder ein Mentee, die oder der studieren möchte, eine Patin oder einen Paten mit akademischer Erfahrung. Je mehr Übereinstimmungen da sind, desto besser funktioniert die Beratung. „Der Ehrenamtliche muss sich nicht selbst alles neu erarbeiten, er kennt sich aus, hat Kontakte“, erklärt Projektleiterin Johanna Schneider.


Geflüchtete Frauen haben es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer, darum gilt auch ihnen besonderes Augenmerk. „Sie erleben bei der Jobsuche eine Dreifachdiskriminierung, als Geflüchtete, als Menschen, die der Sprache noch nicht mächtig sind, und auch als Frauen, die zumeist noch die ‚Sorge-Arbeit‘ für Familie und Kinder leisten müssen“, so Johanna Schneider. „Gleichzeitig ist es für die Kinder wichtig, zu sehen, dass ihre Mütter arbeiten.“


Jobverlust durch Corona

Durch die Corona-Pandemie ist gerade für Geflüchtete die Situation auf dem Arbeitsmarkt schwierig geworden. Viele sind im Bereich der Leiharbeit und im Niedriglohnsektor tätig, der von Beginn an von Einschnitten hart getroffen war. „Hinzu kam die schwierige Erreichbarkeit der Jobcenter, da musste man plötzlich Termine Wochen im Voraus machen, für Menschen mit akuten Existenzängsten ein kaum überschaubarer Zeitraum“, so Johanna Schneider. Umso wichtiger sei es darum, Geflüchtete vom Wert einer fundierten Ausbildung zu überzeugen, die die Chancen auf faire und sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen enorm verbessert.


Anlaufschwierigkeiten für Online-Tandems

Die Beschränkungen des Lockdowns machten es außerdem schwierig, Peer- und Job-Tandems zusammenzubringen. Ein Versuch, dies online umzusetzen, klappte nach ein paar Versuchen häufig gut, verlief in Teilen aber auch im Sand. Gründe für die Schwierigkeiten sind: „Den Geflüchteten in den Unterkünften fehlte es meist an der nötigen Hardware, dem nötigen Telefonguthaben oder am WLAN, um sich zu beteiligen. Älteren Ehrenamtlichen fiel das Erlernen der Handhabung neuer digitaler Tools schwerer als jüngeren, oder sie hatten datenschutzrechtliche Bedenken“, berichtet Johanna Schneider. „Wir geben unser Bestes, dass es uns trotz der schwierigen Situation auch in nächster Zeit gelingt, erfolgreiche Peer- und Job-Patenschaften zu vermitteln, dabei stehen wir den Tandems mit Rat und Tat zur Seite. Gemeinsam überwinden wir die Corona-Pandemie!“

Das Projekt „Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz“ wird gefördert von der Aktion Mensch sowie der „Aktion Neue Nachbarn“ im Erzbistum Köln.

SinA – Hilfe für Arbeitssuchende mit und ohne Fluchterfahrung

Bei „SinA – Stark in Arbeit und Ausbildung“ übernehmen hauptamtliche Mitarbeitende die intensive Beratung und Hilfe bei der Arbeitsmarktintegration Geflüchteter an sechs Standorten im Erzbistum. Teilnehmende Partner, ausgestattet jeweils mit einer Viertelstelle und einem Zuschuss für Sachkosten, sind die Caritasverbände in Köln und Wuppertal-Solingen, die KJA Leverkusen, der SKM Rhein-Sieg, der SkF Bergisch Land und der SkF Ratingen.


Ressourcen erkennen

Die individuelle Beratung ist die erste Säule des Projekts. „Die oder der Mitarbeitende klärt gemeinsam mit der oder dem Hilfesuchenden, was mit ihrem oder seinem Ausbildungsweg und ihrem oder seinem Aufenthaltsstatus möglich ist“, sagt Projektleiterin Felicitas Esser. In einem zweiten Schritt begibt sich die oder der Beratende gemeinsam mit der oder dem Geflüchteten auf den Weg, Ressourcen zu erkennen und zu überlegen, wohin der Weg führen kann. „Eventuell kann das auch eine ganz andere Richtung sein als die, aus der die oder der Arbeitssuchende kommt“, sagt Felicitas Esser. „Es geht darum, verborgene Talente und Fähigkeiten zu entdecken, um Empowerment.“


Digital statt Gruppe

Eine zweite Säule des Projekts beinhaltet gemeinsame Bildungsangebote für Arbeitssuchende mit und ohne Fluchthintergrund am Standort. „Indem sich die Menschen in den Angeboten als Gemeinschaft verstehen, versuchen wir Reibungen und Konflikte der Zielgruppen untereinander zu minimieren“, erklärt Felicitas Esser. Ursprünglich standen hier gemeinsame Besuche von Betrieben, Werkstätten oder Pflegeeinrichtungen auf der Terminliste oder Ausflüge ins Kino oder ins Theater, doch Corona hat vieles ausgebremst. „Die Gruppenveranstaltungen sind deutlich in den Hintergrund getreten“, sagt Felicitas Esser. „Bei vielen Teilnehmenden merken wir, dass sie noch nicht bereit sind, wieder Gemeinschaftstreffen zu besuchen.“ Darum sollen im Rahmen des Projekts auch die Voraussetzungen zur Nutzung digitaler Kommunikationswege gestärkt werden. Die einzelnen Standorte werden spezifisch für die Online-Beratung geschult und mit besserer Hardware ausgestattet, so das Ziel. Die Teilnehmenden sollen über Online-Kurse fit gemacht werden, beispielsweise darin, eine E-Mail richtig zu schreiben oder eine Bewerbung zu verfassen.

Die Ergebnisse können sich trotz Corona sehen lassen: 766 Erst- und Folgeberatungen gab es bereits im Rahmen von SinA, 95 erfolgreiche Vermittlungen in Arbeit und 34 Bildungsangebote wurden gemacht. Fortbildungsangebote über den CaritasCampus, von denen es in SinA bereits drei gab, sollen fachlich Interessierten auch weiterhin zugänglich gemacht werden.

ALG-II-Online-Rechner:
Einfach, anonym, werbefrei!

Mit dem 2019 vom Diözesan-Caritasverband veröffentlichten ALG-II-Rechner erfahren Menschen mit wenigen Klicks, ob sie Anspruch auf Arbeitslosengeld II oder andere staatliche Leistungen haben.

Können Menschen nicht für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen, springt in Deutschland der Staat ein. Unter gewissen Voraussetzungen erhalten Menschen bei Arbeitslosigkeit ALG-II- oder umgangssprachlich: Hartz-IV-Leistungen. Wie hoch diese sind, ermittelt jetzt ein neuer Online-Rechner der Caritas – ganz einfach, anonym und werbefrei.


Grundlage für die Berechnung ist der aktuelle Basis-Regelsatz von 432 Euro seit dem 1. Januar 2020, der maßgeblich für die gesamte Berechnung der Leistungen ist. Die Höhe des ALG-II-Anspruchs ist zum Beispiel abhängig von den Kosten für Kalt- und Warmmiete, dem Alter und der Anzahl der Kinder sowie dem Einkommen und dem der Partnerin oder des Partners. Zudem werden die jeweiligen Lebensumstände – zum Beispiel alleinerziehend – berücksichtigt. Einberechnet in die Bedarfsermittlung werden auch Faktoren wie Schwangerschaft, Behinderungen oder Krankheit.

Rund um den Online-Rechner finden sich auf der Website viele Fragen und Antworten zum Thema Arbeitslosengeld II. Zudem werden wohnortnahe Beratungsstellen der Caritas und ihrer Fachverbände aufgelistet.

Spiritual Care
als Baustein christlicher Versorgung

Wenn Menschen erkranken, stellen sich ihnen nicht selten existenzielle Sinnfragen. Auf diese adäquat zu reagieren und ihnen mit Empathie und Offenheit zu begegnen, ist Teil der Fachlichkeit von Pflegepersonal sowie Ärztinnen und Ärzten. Mit dieser „Spiritual Care“ beschäftigt sich ein dreijähriges Modellprojekt.

Spiritual Care meint die gemeinsame Sorge aller in der Gesundheitsversorgung Tätigen für die spirituellen und existenziellen Anliegen, denen im palliativmedizinischen Bereich schon lange eine hohe Aufmerksamkeit beigemessen wird. So stellt Spiritual Care hier einen eigenen Pfeiler der Versorgung dar. Dahinter steht die Idee, dass persönliche Wert- und Glaubensüberzeugungen einen wichtigen Bestandteil menschlichen Selbstverständnisses darstellen, der in der Behandlung und für den Genesungsprozess von Patientinnen und Patienten von Bedeutung ist.

Positiver Einfluss

In den übrigen medizinischen Gebieten ist Spiritual Care bislang jedoch noch eher die Ausnahme, etabliert sich aber zunehmend als notwendiger Teil professionellen Handelns. „Insbesondere im angloamerikanischen Sprach- und Forschungsraum gab es in den letzten Jahrzehnten einen deutlichen Anstieg an Studien, die einen positiven Einfluss von Spiritualität auf die Bewältigung von Krankheiten und zur Wiederherstellung von physischem, psychischem und sozialem Wohlbefinden allgemein nachweisen und auch zu einer Neubewertung des Spirituellen und Religiösen im Bereich Global Health beitragen“, sagt Dr. Anna Janhsen, Referentin für ethische und religiöse Bildung in der Pflege.

Spiritual Care implementieren 

Hierzulande ist Spiritualität in der Medizin jedoch noch nicht in der allgemeinen Versorgungspraxis angekommen. Um dies zu ändern, arbeiten Bruno Schrage, Referent für Caritaspastoral und Grundsatzfragen, und Dr. Anna Janhsen mit in der Steuerungsgruppe des im Oktober 2020 gestarteten Projekts „Spirituelle Begleitung am Lebensende. Entwicklung und Erprobung einer Implementierungsstrategie“, das unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, dem Deutschen Hospiz- und PalliativVerband und der Diakonie Deutschland unterstützt wird. Im Rahmen des dreijährigen Modellprojekts, gefördert durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW, soll ergründet werden, wie spirituellen Bedürfnissen von Menschen am Lebensende interprofessionell verlässlich und kompetent begegnet werden kann und welche strukturellen Rahmenbedingungen für eine gelingende Implementierung einer entsprechenden Begleitung in der allgemeinen Versorgung vonnöten sind. Unter der Trägerschaft der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte und der Professur für Lebensqualität, Spiritualität und Coping der Universität Witten/Herdecke soll hierzu durch eine gezielte Schulungsintervention an verschiedenen Projektstandorten in Deutschland die Spiritual-Care-Kompetenz der Mitarbeitenden gefördert und das spirituell-existenzielle Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten, Bewohnerinnen und Bewohner und ihrer An- und Zugehörigen verbessert werden.

Auskunft auf Augenhöhe

Beratung für Menschen in gleicher Lebenssituation, ohne Hemmschwelle und mit einer Partnerin oder einem Partner an der Seite – die „Peer-Beratung im Tandem-Modell“, ein Gemeinschaftsprojekt der Diözesan-Caritasverbände Köln und Paderborn, soll Teilhabe und Unabhängigkeit von Menschen mit Beeinträchtigungen stärken. 

Das Angebot richtet sich an Teilnehmende mit körperlicher, geistiger und psychischer Beeinträchtigung, die über Netzwerkpartner wie Werkstätten, Wohnheime oder sozialpsychiatrische Dienste angesprochen werden. Sie können zu Beratenden für Menschen in gleicher Lebenssituation werden. „Das Besondere an unserem Projekt ist der sehr niederschwellige Zugang, der durch die Unterstützung durch eine erfahrene Beratungsfachkraft, die Tandem-Partnerin oder den Tandem-Partner, möglich wird“, sagt Michaela Borgmann, verantwortliche Projektkoordinatorin im Erzbistum Köln. Gemeinsam führt sie mit Christina Habig, Projektleitung beim Diözesan-Caritasverband Paderborn, die Schulungen durch. Bis 2023, so das Ziel, sollen mindestens 120 Menschen geschult und pro Einrichtung mindestens zwei Tandem-Partnerinnen oder Tandem-Partner gefunden werden – elf Netzwerkpartner sind inzwischen dabei, fünf davon in Köln. Gefördert wird das Modellprojekt durch die Aktion Mensch Stiftung. Langfristiges Ziel ist es, Peer-Beratung im Tandem-Modell über die Caritas hinaus deutschlandweit zu implementieren. Das Projekt knüpft an die UN-Behindertenrechtskonvention an, Unabhängigkeit und Fähigkeiten von Menschen mit Beeinträchtigungen sollen gefördert werden. „Es geht um Empowerment und Teilhabe“, so Michaela Borgmann.

Auf dem Weg zur Peer-Beraterin oder zum Peer-Berater

„Die Beratenden durchlaufen eine Schulung mit sechs aufeinander aufbauenden Modulen“, erklärt Michaela Borgmann. Dabei gehe es auch um eine Stärkung des Selbstwertgefühls, des Zutrauens in die eigenen Fähigkeiten. „Den Menschen ist meist gar nicht klar, was sie an Lebenserfahrung mitbringen. Im Alltag ist der Blick oft eher auf die Defizite gerichtet.“ So wie bei Claudia und Karin*, die zu den ersten Teilnehmenden gehören. Auf großen Plakaten haben die beiden ihre Stärken und Schwächen notiert: „Manchmal denke ich zu viel an andere und zu wenig an mich selbst“ steht da auf der einen Seite des Plakats als „Schwäche“, doch lässt sich daraus auch eine Stärke ableiten: „Ich bin sehr sozial und habe ein großes Herz“, hat Karin auf der anderen Seite des Blattes notiert. Die beiden Frauen mit psychischen Beeinträchtigungen haben viele weitere Stärken entdeckt: Hilfsbereitschaft, die Fähigkeit, allein in einer Wohnung zu leben oder sich mit gesunder Ernährung auszukennen. Alles Wissen, von dem andere profitieren können.

Gleiche Erfahrungswelt

Es sind Alltagsfragen, um die sich die Peer-Beraterinnen und Peer-Berater kümmern: Probleme mit der Arbeitsstelle oder Wohnsituation, Fragen zur Freizeitgestaltung oder zu zwischenmenschlichen Themen. „Nehmen wir eine Situation in einem Wohnheim für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Da kommt vielleicht ein Ratsuchender, der Probleme mit einem Mitbewohner hat. Der Ratgebende kann erst einmal schon durch Zuhören helfen. Er kann über eigene Erfahrungen berichten, und darüber, wie er ähnliche Situationen für sich gelöst hat, oder er kann Anstoß geben, dass der Betroffene sich externe Hilfe holt“, so Michaela Borgmann. Für die Ratsuchenden sei es wichtig, zu wissen, dass da jemand sitzt, der sagen kann: „Ich kenne das. Ich weiß, wie du dich fühlst.“ Die Beratenden müssen sich vorab über ganz praktische Dinge klar werden: Wollen sie eine feste Sprechstunde anbieten? Wie wollen sie ihren Service ankündigen und bewerben? Alles Themen, auf die die Schulungen sie vorbereiten und bei denen die Tandem-Partnerinnen und Tandem-Partner sie unterstützen. Und ein weiterer Schritt hin zum Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten.


*Namen geändert

Kampagnen

Sozial braucht digital 

Digitalisierung verändert unser Zusammenleben und bietet viele neue Möglichkeiten – gerade im Sozialen. Die Caritas-Kampagne 2019 ruft dazu auf, den digitalen Wandel mitzugestalten, und fordert die Politik auf, den Fokus bei der Digitalisierung nicht nur auf Prozesse in Wirtschaft und Industrie zu richten: Sozial braucht digital! Mehr dazu hier.

Sei gut, Mensch!

Viele Menschen sind bereit, anderen Gutes zu tun. Sie übernehmen Verantwortung für den Nächsten und die Gemeinschaft, setzen sich für sie ein und helfen, wo Unterstützung benötigt wird. Statt Anerkennung erfahren einige von ihnen jedoch eine Diffamierung als Gutmenschen. Dagegen setzt die Caritas mit ihrer Kampagne ein Zeichen. Mehr dazu hier.

Corona-Pandemie

„Ein Rückzug von den Menschen ist keine Option“

Die Corona-Pandemie prägte seine Arbeit 2020: ein Gespräch mit Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel über die Herausforderungen einer ungewöhnlichen Zeit und die erste Halbzeit als Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen.


Hier geht’s zum Interview

Mission Rettungsschirm

Beratungsangebot für die Mitgliedsverbände

Wenige Wochen nach Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich im Diözesan-Caritasverband das Beratungsteam „Rettungsschirm Corona“ formiert. Ziel war es, Mitgliedsverbände darin zu unterstützen, Leistungen aus diversen Rettungsschirmen auf Bundes- und Landesebene abzurufen.

Mit den Hilfstöpfen sollten wirtschaftliche Folgen für die Dienste und Einrichtungen infolge der Corona-Pandemie abgemildert werden. Die Vielzahl der Rettungsschirme, unterschiedliche Konditionen und eine mal mehr oder mal weniger bürokratische Handhabung verlangten jedoch nach einem Überblick. Den lieferte das Team in einem ersten Schritt: Wichtige Informationen wurden im Carinet – und damit für alle Mitglieder zugänglich – zusammengestellt. Mehr als 1000 Zugriffe nach wenigen Wochen machten deutlich: Die Hilfe war sehr willkommen.

In einem zweiten Schritt richtete das Team eine Mailadresse ein, um individuelle Fragen rund um die Rettungsschirm-Thematik beantworten zu können.

Die insgesamt gute Resonanz auf den Servicedienst führte dazu, dass das ursprünglich für einen begrenzten Zeitraum angedachte Angebot bis auf Weiteres aufrechterhalten wird.

Gut beraten 

Hygieneschutzregeln für Beratungsstellen

Für die Beratungsstellen war der Lockdown zu Beginn der Corona-Pandemie gleich in zweifacher Hinsicht tragisch: Zum einen konnte eine Face-to-Face-Beratung von heute auf morgen nicht oder nur sehr eingeschränkt stattfinden, zum anderen stieg der Bedarf für eine persönliche Beratung in schwieriger Zeit. Was also war zu tun?

Vielerorts wurde die telefonische Beratung ausgeweitet, ebenso stieg die Zahl der Anfragen über das Online-Beratungsportal. Der Wunsch aber, eine persönliche Vor-Ort-Beratung anzubieten, war sowohl bei den Trägern der Beratungsstellen als auch bei Klientinnen und Klienten groß.

Der Diözesan-Caritasverband unterstützte die Einrichtungen deshalb bei der Anschaffung von Schutzfenstern aus Plexiglas. In Abstimmung mit der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege wurden zudem Empfehlungen für die Umsetzung notwendiger Hygienemaßnahmen gegeben. Die Handreichung konkretisierte Beratungsabläufe in Zeiten von Corona: Wie schützen sich Beratende und Ratsuchende? Welche Raumgrößen sind erforderlich? Was ist außerdem zu beachten? Basis für die Empfehlungen waren Verlautbarungen des Bundesministeriums für Gesundheit, des Robert Koch-Instituts und der Berufsgenossenschaft Wohlfahrtspflege.

Die wichtigsten Fragen zum Arbeitsrecht

Handreichung mit FAQs für alle Mitgliedsverbände

Die Corona-Pandemie hat auch die Arbeitswelt beinahe von einem Tag auf den anderen grundlegend verändert: Mitarbeitende, die einer Risikogruppe angehören, wechselten ins Homeoffice, Eltern, deren Kinder nicht in die Kita oder Schule gehen konnten, benötigten Möglichkeiten des mobilen Arbeitens. Was musste dabei aus Arbeitgebersicht beachtet werden? Wie sollte außerdem mit Reiserückkehrern aus Risikogebieten umgegangen werden? Oder die Corona-Warn-App der Bundesregierung – war sie zu empfehlen, und durfte sie auf dem Diensthandy installiert werden? Neben all diesen Fragen galt es, insbesondere für den Bereich Recht des Diözesan-Caritasverbandes, eine Flut von coronabedingten Gesetzen, Verordnungen und Verfügungen einzuordnen und umzusetzen.

Um den Mitgliedsverbänden des Diözesan-Caritasverbandes den Umgang mit den Folgen der Pandemie zu erleichtern und insbesondere Antworten auf drängende arbeitsrechtliche Fragen zu geben, erstellte eine Arbeitsgruppe eine Handreichung mit den wichtigsten FAQs. Sie wurde Verbänden, Einrichtungen und Diensten im Erzbistum Köln zur Verfügung gestellt.

1,6 Millionen Masken für die Caritas

Wohlfahrtsverbände profitieren von Spende

Ein Mangel an Schutzausrüstung kann verheerende Folgen haben – das zeigten die Anfänge der Corona-Pandemie im März und April 2020, in denen vor allem in Altenzentren viele Infektionen auftraten. Die Spende von 1,6 Millionen Mund-Nasen-Schutzmasken, die der Diözesan-Caritasverband im Sommer erhielt, kam daher wie gerufen. Innerhalb von wenigen Tagen organisierte der Spitzenverband die Verteilung der Masken an die regionalen Caritas-Träger vor allem von Altenhilfe-Einrichtungen. So freute sich Adelheid Paas, Einrichtungsleiterin des Altenzentrums Helenenstift in Hennef, über 170 000 Mund-Nasen-Schutzmasken, die sie wiederum stellvertretend für 19 Einrichtungen aus der Region entgegennahm.Weitere Empfänger waren das Vinzenz-Hospital in Köln oder der Caritasverband Neuss. Dort freute sich Caritas-Vorstand Marc Inderfurth über die Spende: „Dass wir eine derart große Menge bekommen konnten, hilft uns sehr.“ Er leitete die Masken an sieben Seniorenheime im Rhein-Kreis Neuss weiter. Die Masken waren Teil einer Spende von 90 Millionen Masken, die die Firma BASF dem Bundesgesundheitsministerium zur Verteilung zur Verfügung gestellt hatte. Das Ministerium reichte die Spende weiter an die fünf großen Wohlfahrtsverbände Caritas, Diakonie, Arbeiterwohlfahrt, Paritätischer, Deutsches Rotes Kreuz und die Landesverbände der Jüdischen Gemeinden.

Dynamische Lage

Als im März 2020 der erste Corona-Lockdown kam, waren Tageseinrichtungen für Kinder und Altenheime besonders betroffen. Ständig kamen neue Gesetze, Erlasse und Verordnungen. Für die Fachabteilungen im Diözesan-Caritasverband bedeutete das fast rund um die Uhr: diskutieren, reagieren, informieren. Die Abteilungsleiterinnen Dorothea Herweg und Helene Maqua berichten, wie sie diese außergewöhnliche Zeit erlebt haben.

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Dienste & Einrichtungen

Wirtschaftliche Entwicklung

Entwicklung der Bilanzsumme

Die Bilanzsumme des Diözesan-Caritasverbandes veränderte sich in den vergangenen Jahren nur leicht. Ausschlaggebend waren hierfür vor allem Rückstellungen für den Bereich Personal. Diese machen auch eine der größten Aufwandspositionen des Kölner Diözesan-Caritasverbandes aus. 

Entwicklung der Personalkosten

Die Personalkosten stellen den größten Kostenanteil dar. Ausschlaggebend für die starke Zunahme des Personalaufwands in 2016 sind eine tarifliche Entgelterhöhung sowie die Bildung einer Rückstellung für Pensionsverpflichtungen (T 845). Außerdem ist im Berichtsjahr 2019 erstmalig ein Finanzierungsbeitrag von T184 für die Katholische Zusatzversorgungskasse (KZVK) angefallen. 

Erträge und Aufwände

Die Einnahmenseite blieb in den Jahren 2017 bis 2019 relativ konstant. Eine Veränderung ergab sich allein durch den Wegfall oder Zugewinn einzelner Zuschüsse. Die Aufwände sind stetig gestiegen. Das liegt einerseits an nachgeholten Investitionen für bauliche und räumliche Veränderungen, andererseits fällt auch hier der starke Anstieg des Personalaufwands ins Gewicht.

Aufteilung der Ertragsseite

Die kirchlichen Zuweisungen stellen beim Diözesan-Caritasverband über 50 Prozent der Gesamteinnahmen dar, im Jahr 2019 machen sie 58,7 Prozent aus. Alle anderen Zuweisungen blieben im Jahresvergleich relativ konstant.

© Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V.

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